Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) würdigt die Bedeutung des Innovationsforums „BioH2BK: BioWasserstoff + Biokonversion Mitteldeutschland“
Frau Dr. Philipsenburg – Referatsleiterin Nachhaltige regionale Innovationsinitiativen – informiert im nachfolgenden Interview über die Aktivitäten des BMBF zur Forschungsförderung in Deutschland und im Detail zu ihrer Unterstützung und Förderung des Forums „BioH2BK: BioWasserstoff + Biokonversion Mitteldeutschland“.
1) Was fördert das BMBF durch die Programmfamilie „Innovation & Strukturwandel“ und welche Leitidee verbirgt sich dahinter?
Mit der Programmfamilie „Innovation & Strukturwandel“ macht das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) ein speziell auf strukturschwache Regionen in Deutschland zugeschnittenes Förderangebot. Damit unterstützen wir einen nachhaltigen Strukturwandel und tragen dazu bei, die Wettbewerbsfähigkeit der Regionen zu verbessern, indem vorhandene wissenschaftliche, wirtschaftliche und gesellschaftliche Innovationspotenziale aktiviert und ausgebaut werden.
„Innovation & Strukturwandel” begreift die Regionen als Gesamtheit ihrer Möglichkeiten und ihrer Innovationspotenziale. Die Förderung zeichnet sich daher durch Themenoffenheit, einen Bottom-up-Ansatz und den Blick auf regionale Effekte aus. Aus dieser Perspektive heraus konzentriert sich „Innovation & Strukturwandel“ in verschiedenen Förderprogrammen auf die Stärkung von besonders wichtigen Innovationsakteuren, Netzwerkstrukturen und Prozessen in den regionalen Innovationsökosystemen.
2) Wie kam die Programmfamilie zustande?
„Innovation & Strukturwandel“ basiert auf den Erfahrungen, die mit der Programmfamilie „Unternehmen Region“ gemacht wurden. Ziel dieser vom BMBF im Jahr 1999 auf den Weg gebrachten Programmfamilie ist die Stärkung der ostdeutschen Innovationslandschaft. Hier setzte und setzt das BMBF wichtige regionale Impulse. Mit „Unternehmen Region“ haben wir gezeigt, dass es gemeinsam mit den Akteuren vor Ort gelingen kann, durch Innovationen den Wandel in den Regionen voranzutreiben. Die neue Programmfamilie Innovation & Strukturwandel setzt weiterhin auf Innovationen als Schlüssel für einen erfolgreichen und zukunftsweisenden regionalen Strukturwandel, weitet aber den geografischen Fokus, indem sie sich an strukturschwache Regionen in ganz Deutschland richtet.
3) Bislang gibt es vier Förderprogramme, die den regionalen Strukturwandel durch Forschung und Innovation forcieren sollen. Bitte beschreiben Sie diese kurz anhand zentraler Merkmale und Unterschiede.
Die Programmfamilie „Innovation & Strukturwandel“ wurde 2017 gestartet und wird in mehreren Förderprogrammen mit komplementären Zielen und Zielgruppen umgesetzt. Derzeit laufen vier Maßnahmen, weitere sind geplant.
1./ „WIR! – Wandel durch Innovation in der Region“
Mit WIR! fördert das BMBF die Entstehung starker Innovationsbündnisse in den Regionen jenseits bestehender Innovationszentren. Gefördert werden interdisziplinär und branchenübergreifend zusammengesetzte regionale Bündnisse aus Wirtschaft, Wissenschaft, Zivilgesellschaft und öffentlicher Verwaltung. Gemeinsam entwickeln die Bündnispartner neue strategische Ansätze für ein zukunftsweisendes Innovationsfeld in ihrer Region.
2./ „RUBIN – Regionale unternehmerische Bündnisse für Innovation“
Mit RUBIN stärkt das BMBF die Innovationsfähigkeit insbesondere kleiner und mittlerer Unternehmen (KMU) in strukturschwachen Regionen. Gefördert werden unternehmensgetriebene Bündnisse, die technologische, wissenschaftliche und wirtschaftliche Kompetenzen in einem klar fokussierten Themenfeld mit hohem Innovations- und Wachstumspotenzial zusammenführen.
3./ „T!Raum – TransferRäume für die Zukunft von Regionen“
Im Mittelpunkt von T!Raum stehen die Hochschulen und Forschungseinrichtungen. Gemeinsam mit regionalen Unternehmen und weiteren Partnern sollen sie auf experimentelle Weise neue Ansätze für den Wissens-, Ideen- und Technologietransfer entwickeln und erproben.
4./ „REGION.innovativ“
REGION.innovativ unterstützt regionale Bündnisse dabei, sich neuen Forschungs- und Innovationsthemen zu widmen und mit neuen Partnern zusammenzuarbeiten. Die bisherigen drei Förderrunden nehmen unterschiedliche Querschnittsthemen in den Fokus, z. B. Arbeitsforschung, Kreislaufwirtschaft oder in der aktuellen dritten Runde Fragen der gesellschaftlichen Innovationsfähigkeit.
4) Messen Sie den Erfolg der Programme und wenn ja, wie bzw. anhand welcher Kriterien?
Wir lassen alle unsere Programme regelmäßig durch unabhängige Dritte evaluieren. Die dabei zum Einsatz kommenden Kriterien und Methoden hängen vom spezifischen Ziel und Design des jeweiligen Programms ab. Gemeinsame Leitfragen von Evaluationen sind jedoch immer: Konnten die Ziele der Förderung erreicht werden? Waren die Ziele richtig gesetzt? Welche konkreten Ergebnisse und Effekte hat die Förderung gebracht? Neben Indikatoren wie Publikationen, Patenten oder Unternehmensgründungen interessieren uns vor allem strukturelle, aber auch weichere Faktoren, wie beispielsweise entstandene Kooperationsbeziehungen, im Projekt von den Partnern erworbene Kompetenzen oder ob geschaffene Strukturen verstetigt wurden. Nicht zuletzt ist für uns sehr wichtig, untersuchen zu lassen, welche Elemente der Förderung besonders wirksam waren. Haben wir die richtigen Anreize gesetzt? Waren die Förderkonditionen angemessen? Lassen sich Ansatzpunkte zur Verbesserung unserer Förderverfahren identifizieren? Aus Evaluationen lernen wir damit auch viel für die Entwicklung neuer Förderprogramme.
5) Die Innovationsforen Mittelstand sind eine weitere Förderinitiative des BMBF. An welche Akteure richtet sie sich?
Mit den „Innovationsforen Mittelstand“ wollen wir in erster Linie die regionalen KMU und ihre Innovationsaktivitäten stärken. Antragsberechtigt sind bzw. waren daher KMU, staatliche und nicht staatliche Hochschulen, außeruniversitäre Forschungs- und Bildungseinrichtungen sowie Verbände, Vereine und sonstige Organisationen, die sich der Forschung und Entwicklung widmen. Die Förderinitiative läuft aus und wird gerade in ihrer Wirkung bewertet.
6) Was sind die Ziele dieser Förderinitiative?
Kooperationen zwischen Wirtschaft, Wissenschaft und weiteren Partnern sind essenziell für Innovationen. Kleinen und mittleren Unternehmen fehlen aber oftmals die personellen und finanziellen Kapazitäten für eigene Forschung und auch der Zugriff auf aktuelle Forschungsergebnisse. Die Förderinitiative „Innovationsforen Mittelstand“ ermöglicht den mitwirkenden Unternehmen, mit Forschungs- und Bildungseinrichtungen und weiteren Akteuren nachhaltige Innovationspartnerschaften auf regionaler und überregionaler Ebene aufzubauen. Die Förderung ist dabei ganz bewusst themenoffen angelegt, um Raum für die Bearbeitung unterschiedlicher Innovationsfelder zu bieten. So wirken die „Innovationsforen Mittelstand“ als Initialzündung für neue Netzwerke, die weit über die bloße Projektarbeit hinausgehen und in strategische Bündnisse münden.
7) Wie viele Innovationsforen wurden bisher durch das BMBF gefördert?
Das Förderangebot wurde sehr stark in Anspruch genommen. Bereits durch das Vorgängerprogramm „Innovationsforen“, das Teil der Programmfamilie „Unternehmen Region“ war, wurden über einen Zeitraum von 15 Jahren (2001 – 2016) 181 Innovationsforen in Ostdeutschland gefördert. Im Rahmen der darauffolgenden Förderinitiative „Innovationsforen Mittelstand“ wurden bis heute 89 Bündnisse gefördert.
8) Eines dieser Foren ist das „Innovationsforum BioWasserstoff + BioKonversion Mitteldeutschland“. Frau Dr. Philipsenburg, Sie haben das Innovationsforum von Anfang an begleitet und unterstützt. Worin lag aus Ihrer Sicht das Potenzial zu Beginn des Projektes und welche Relevanz kommt dem Thema des Innovationsforums in der heutigen Zeit zu?
Mit der Nationalen Wasserstoffstrategie hat die Bundesregierung aufgezeigt, welche Bedeutung sie dem Thema Grüner Wasserstoff und der deutschen Wasserstoffforschung beimisst. Der sogenannte Grüne Wasserstoff, bei dessen Erzeugung regenerative Energieträger wie Wind, Sonne oder Biomasse eingesetzt werden, soll dazu beitragen, die Klimaschutzziele zu erreichen. Das „Innovationsforum BioWasserstoff + BioKonversion“ (BioH2BK) stellt den Energieträger Biomasse in den Mittelpunkt und baut auf Ergebnissen und Synergien existierender Netzwerke in Mitteldeutschland auf. Mit der Verknüpfung der beiden Innovationsfelder BiowasserstoffundBiokonversionsoll langfristig eine nachhaltige, biobasierte Kreislaufwirtschaft und damit Wertschöpfung in strukturschwachen ländlich geprägten Regionen initiiert werden. Mit dem BioEnergie Verbund e. V. mit Sitz in Jena sind besonders gute Voraussetzungen in der Region Mitteldeutschland gegeben, die Ziele des Bündnisses mit dem Innovationsforum voranzutreiben. Da das Thema Grüner Wasserstoff inzwischen ganz oben auf politischen und wissenschaftlichen Agenden steht, trifft das Bündnis genau den Zahn der Zeit. Besondere Potenziale liegen meines Erachtens in der Übertragbarkeit des Ansatzes auf andere ländlich geprägte Regionen.
9) Wie würden Sie den Verlauf des Projekts rückblickend bewerten? Welche Chancen, aber möglicherweise auch Herausforderungen, sind aus Ihrer Perspektive mit der Fortführung beziehungsweise Weiterentwicklung des Innovationsforums BioH2BK Mitteldeutschland verbunden?
Mit dem Innovationsforum BioH2BK haben Sie sich zum Ziel gesetzt, ein Innovationscluster in Mitteldeutschland aufzubauen, um die vielversprechenden Potenziale in den Innovationsfeldern Grüner Wasserstoff und Biokonversion zu heben. Gerade für KMU eröffnen sich durch diese Verzahnung neue Innovations- und Marktpotenziale, die sie alleine nicht erschließen können. Mit dem Thema Grüner Wasserstoff, der Fokussierung auf Biomasse und der in der Region vorhandenen Expertise – hier möchte ich auch das von uns geförderte Zwanzig20-Konsortium HYPOS erwähnen, haben Sie die Basis für nachhaltige Kooperationen und Transfer gelegt. Die Herausforderung vor der Sie jetzt, nach dem Ende der Förderung, stehen, ist die Sicherung der Ergebnisse und die Festigung der Partnerstruktur. Mit der Etablierung einer Kooperations- und Kommunikationsplattform bietet sich die Möglichkeit, ermittelte Forschungs- und Entwicklungsbedarfe gemeinsam zu adressieren und neue Impulse für Innovationen über Branchen und disziplinäre Grenzen hinweg zu generieren.
Für Ihr Engagement bei der Durchführung Ihres Innovationsforums in einem so wichtigen zukunftsweisenden Innovationsfeld danke ich Ihnen und wünsche Ihnen und allen Beteiligten viel Erfolg bei der Umsetzung!
Kurzlebenslauf Dr. Gisela Philipsenburg
Dr. Gisela Philipsenburg studierte Ostasienwirtschaft/Wirtschaftspolitik in Duisburg und Soka/Japan. Nach ihrer Promotion trat sie 2003 in die internationale Abteilung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) ein und wechselte im Jahr darauf in die Strategieabteilung. Von 2008 bis 2013 war sie im Bundeskanzleramt für Wissenschaft, Forschung und Innovation tätig. Danach kehrte sie als Referatsleiterin für Innovationspolitik ins BMBF zurück, wo sie u. a. für die Hightech-Strategie der Bundesregierung und die Konzeptentwicklung für eine Agentur zur Förderung von Sprunginnovationen in Deutschland zuständig war. Seit 2019 leitet sie das Referat „Nachhaltige regionale Innovationsinitiativen“ mit den Aufgabenschwerpunkten Förderung strukturschwacher Regionen und Strukturstärkung Kohleregionen.